Der heilige Athanasius der Große (ca. 296 - 373), Erzbischof von Alexandria (328 - 373), musste fünfmal ins Exil gehen und litt unter großen Unruhen, weil er die nizänische Auffassung vertrat, dass der Sohn mit Gott dem Vater "wesensgleich" ist. Seine Hauptgegner waren die Arianer, die lehrten, dass "es eine Zeit gab, in der der Sohn nicht war". Athanasius widmete sein Leben der Verteidigung der christlichen Lehre, dass Jesus Christus ganz Gott ist. Athanasius befasste sich an mehreren Stellen mit der Schöpfungslehre. In den Schriften Gegen die Heiden und Über die Menschwerdung argumentierte er gegenüber skeptischen Juden und Griechen, dass es äußerst vernünftig sei, dass der ewige Sohn Gottes Mensch wurde, um die Menschheit zu retten. Indem er so für die Inkarnation argumentierte, musste Athanasius die ursprüngliche und andauernde Beziehung Gottes zur Welt in der Schöpfung und Vorsehung klären. Gott ist transzendent und ganz und gar anders, aber seine Transzendenz wird nicht durch die Einbindung in die Welt oder den Kontakt mit der Materie beeinträchtigt (wie Origenes, Arius und die griechischen Philosophen dachten). Gott hat die Welt durch seinen Sohn, die ewige Weisheit und das ewige Wort Gottes, aus dem Nichts erschaffen, und es ist Gottes Macht, dass die Welt weiterhin existiert. Athanasius verwendet eine Vielzahl von Bildern, um das Universum zu beschreiben. Eines der eindrucksvollsten ist die Leier. Das Universum ist eine Leier mit vielen Saiten. Die Weisheit Gottes spielt auf dieser Leier und erzeugt Harmonie. Athanasius stellte sich die Welt in einer dynamischen Beziehung zu Gott vor. Für ihn ist das Universum ein "offenes System", das Gott ins Leben ruft, organisiert, mit ihm interagiert und aufrechterhält. Dies steht im Gegensatz zu zeitgenössischen Kosmologien, die die Welt als ein sich selbst erhaltendes geschlossenes System betrachten, eine mechanistische Welt, die von ungebrochenen Naturgesetzen beherrscht wird. In seinem Zweiten Diskurs gegen die Arianer analysiert Athanasius Sprüche 8,22, um zu erklären, in welchem Sinne die Weisheit von Gott geschaffen wurde. Die Arianer benutzten diese Stelle, um die Geschöpflichkeit des Sohnes zu behaupten, den sie mit der Weisheit (klein geschrieben) identifizierten. Athanasius hingegen sieht den "Abdruck der Weisheit" in jedem Geschöpf als Spiegelbild einer höheren, ungeschaffenen Weisheit, die das Wort Gottes ist und die die gesamte Schöpfung befähigt, von Gott zu zeugen. Weil ein geschaffener Abglanz der ewigen Weisheit in jedem Geschöpf eingeprägt ist, ist die ganze Schöpfung voll von der Erkenntnis Gottes.