Der heilige Justinus der Märtyrer (ca. 100 - ca. 165) war ein Philosoph, der später zum Christentum konvertierte. Er setzte seine philosophische Ausbildung in die Tat um und wurde zum Apologeten, der den christlichen Glauben gegen die Angriffe der Heiden und Juden verteidigte. Zusammen mit mehreren Gefährten wurde er unter Kaiser Marcus Aurelius zum Märtyrer, weil er sich weigerte, den römischen Göttern Opfer zu bringen. Der Hortatorische Appell an die Griechen ist nicht Justins bekanntestes Werk, und viele Gelehrte bezweifeln heute, dass er es geschrieben hat, obwohl es ihm weithin zugeschrieben wird. Wenn es nicht von ihm ist, stammt es wahrscheinlich aus dem dritten Jahrhundert. Der Appell behandelt die christliche Schöpfungslehre als Antwort auf die griechischen philosophischen und poetischen Vorstellungen über den Ursprung der Welt. Der Autor antwortet auf verschiedene vorherrschende Meinungen seiner Zeit über den Ursprung der Welt, indem er argumentiert, dass Spuren der Wahrheit bei den Philosophen und Dichtern zu finden sind, die volle Wahrheit über die Schöpfung aber bei den hebräischen Propheten zu finden ist. Der Autor argumentiert also, dass alles, was Platon und Homer über den Ursprung der Welt richtig ausgedrückt haben, aus ihrer Vertrautheit mit den Schriften des Mose resultiert, eine Ansicht, die auch von anderen frühen Vätern vertreten wurde. Er weist darauf hin, dass die Uneinigkeit der Philosophen ein Beweis dafür ist, dass sie nicht die Wahrheit kennen; außerdem argumentiert er, dass die Christen die Wahrheit kennen durch die Offenbarung Gottes an Mose. Er bejaht auch die Erschaffung der Zeit. In seinen beiden Apologien spricht Justin von der Erschaffung der Welt durch Gott aus ungeformter Materie, wie sie von Platon gelehrt wurde. Dieser Gedanke steht zwar im Widerspruch zu anderen Vätern, entspricht aber Justins apologetischer Absicht, zu zeigen, inwieweit die christliche Lehre auch in der griechischen Philosophie zu finden ist, und damit die Gemeinsamkeiten zwischen Christen und Heiden hervorzuheben. Für Justin besteht die Besonderheit des Christentums darin, dass die Christen tugendhafter sind und die Wahrheit vollständiger kennen als ihre heidnischen Gegenstücke. Eine Lehre, die er seinen heidnischen Lesern vermitteln wollte, ist, dass die Christen zu Unrecht verfolgt werden und an keinem Verbrechen schuldig sind.