Lactantius (ca. 240 - ca. 320) war ein lateinischer Apologet. Kaiser Diokletian ernannte ihn zum Lehrer für lateinische Rhetorik in Nikomedien, aber er wurde dieses Amtes enthoben, als er 303 zum Christentum konvertierte. Später wurde er von Kaiser Konstantin zum Erzieher seines ältesten Sohnes ernannt (um 313). Im Mittelalter schätzten die westlichen Humanisten seine rhetorischen Fähigkeiten so sehr, dass sie ihn als "christlichen Cicero" bezeichneten. Lactantius orientierte sich bewusst an Cicero und vertrat die Ansicht, dass das Christentum ansprechend und charmant dargestellt werden müsse, wenn es von den Gelehrten ernst genommen werden und einen Platz in den Lehrplänen finden sollte. In seinem Hauptwerk, den Göttlichen Instituten, versucht Lactantius, heidnische Irrtümer zu widerlegen und den wahren Glauben zu bestätigen. Seine Theologie ist vornizänisch und zeigt den Einfluss von Origenes, der den Sohn dem Vater unterordnet (im Gegensatz zur späteren trinitarischen Theologie). Lactantius ist nicht der tiefgründigste Theologe, aber sein Werk ist aufgrund seiner Auseinandersetzung mit heidnischem Wissen von Interesse. Er zitiert häufig Philosophen und Dichter und stützt sich auf sie, während er ihre vermeintlichen Fehler widerlegt. So hält er den Mythos von Prometheus, in dem der Mensch aus Lehm geformt wird, für wahr; nur den Namen des Schöpfers haben die Dichter falsch verstanden. Die wahre Geschichte, wie sie von Moses überliefert wurde, wurde bei der mündlichen Überlieferung verfälscht. Im Gegensatz zu den Dichtern und Philosophen, die gegenteilige Ansichten vertreten, behauptet Lactantius die Schöpfung aus dem Nichts. Er ist der Ansicht, dass jede Tierart als männlich-weibliches Paar erschaffen wurde, das dann durch Fortpflanzung die Erde bevölkerte. Er geht von dem allgemeinen Grundsatz aus, dass "nichts in der Welt existieren kann, das nicht dauerhaft so weitergeht, wie es begonnen hat". Mit diesem antievolutionären Prinzip widerlegt er Lukrez, der die Ansicht vertrat, dass die Tiere zunächst aus dem Boden geboren wurden und erst später die Fähigkeit zur Fortpflanzung entwickelten. Für Lactantius brauchte Gott die Welt nicht zu erschaffen, und er schuf sie auch nicht um seiner selbst willen, sondern um der Lebewesen und vor allem um des Menschen willen.