Origenes (185 - 253) wird allgemein als Kirchenvater anerkannt, obwohl ihm die Heiligkeit verweigert und er für einige seiner Lehren sogar verurteilt wurde. Von einigen als "Hydra aller Häresien" beschuldigt, kann er auch als "Hydra aller Orthodoxie" betrachtet werden, so groß war sein Einfluss auf seine Nachfolger. Die späteren Kirchenväter sind ohne ihn kaum zu verstehen, da sie sich auf die eine oder andere Weise mit seinem Erbe auseinandersetzen mussten. Origenes ist für seine allegorische Auslegung der Heiligen Schrift bekannt, aber er hat nie die Gültigkeit der wörtlichen Auslegung bestritten. In seiner ersten Predigt über die Genesis geht er sogar von der wörtlichen Bedeutung des Textes aus - dass Gott die Welt so erschaffen hat, wie sie in der Genesis beschrieben wird. In Contra Celsum liest er die Genealogien in der Genesis so, dass sie zeigen, dass die Erde weniger als 10.000 Jahre alt ist. Dennoch ging es Origenes in erster Linie darum, die spirituelle Bedeutung der Heiligen Schrift herauszuarbeiten. Seine erste Predigt behandelt die Genesis daher allegorisch. Origenes' Betonung der allegorischen Auslegung spiegelt sein Anliegen (und das vieler anderer Kirchenväter) wider, dass die Heilige Schrift auf das Leben des Gläubigen angewandt werden muss, um das Heil zu bewirken, und nicht nur eine Sache der Spekulation oder der Befriedigung eitler Neugier sein darf. Trotz der Betonung der Allegorie wirft die erste Homilie ein gewisses Licht auf die Frage der physischen Schöpfung. So weist Origenes darauf hin, dass die Zeit selbst geschaffen ist und vor der Erschaffung der Welt nicht existierte. Dennoch ist die physische Schöpfung für ihn ein Sprungbrett in die geistige Welt und ihre Realität.