Tertullian von Karthago (155 - ca. 220) war ein Jurist, der 193 zum Christentum konvertierte und dann Priester wurde. Im Jahr 207 trat er zur montanistischen Sekte über und verließ damit die etablierte Kirche. Dennoch haben Christen aller Richtungen seine Schriften immer sehr geschätzt. Das hier auszugsweise wiedergegebene Werk Gegen Hermogenes wurde einige Zeit nach 200 geschrieben. Hermogenes war ein Maler und Gnostiker aus Karthago. Seine Ansichten waren so einflussreich, dass Theophilus von Antiochia ebenfalls ein Werk schrieb, um sie zu widerlegen. Hermogenes vertrat die Ansicht, dass die Materie ewig sei und dass Gott alle Dinge aus dieser bereits existierenden Materie geschaffen habe. Die Erklärung der Existenz des Bösen scheint sein Hauptmotiv für diese Ansicht gewesen zu sein, denn so konnte er das Böse auf den Fehler der Materie und nicht auf Gott zurückführen. In seiner Schrift gegen Hermogenes bekräftigte Tertullian nachdrücklich die christliche Lehre von der Schöpfung aus dem Nichts. Tertullians Widerlegung des Hermogenes ist sehr ausführlich; man sieht darin einen Juristen, der versucht, jeden möglichen Aspekt der Position seines Gegners zu berücksichtigen. Obwohl die Schöpfungslehre theologisch fundiert ist, weist "Gegen Hermogenes" eine fehlerhafte trinitarische Theologie auf: Tertullian schreibt, dass es eine Zeit gab, bevor der Sohn gezeugt wurde (Kap. 3) und daher eine Zeit, in der Gott nicht Vater war.